Kennen wir Gott wirklich so, wie er ist?

Wie sicher sind wir uns eigentlich in unserer Wahrnehmung?


Wie oft passiert es uns im Alltag, dass wir voller Überzeugung sagen:
„Ich weiß genau, wie das läuft.“
„Ich kenne ihn oder sie durch und durch.“
„Das habe ich im Griff.“

 

Doch dann – ein Moment der Überraschung:
Ein Mensch zeigt plötzlich eine neue, bisher verborgene Seite.
Eine Situation entwickelt sich völlig anders, als wir dachten.
Eine vermeintlich sichere Einschätzung erweist sich als falsch.

 

Wie oft liegen wir daneben, obwohl wir fest überzeugt waren, richtig zu liegen?
Und: Wie oft merken wir gar nicht, dass wir falsch lagen, weil wir gar nicht genau hingesehen oder hingehört haben?

 

Auch vertraute Wege können sich verändern

Ein Beispiel aus meinem eigenen Leben:
Seit Jahren fuhr ich dieselbe Strecke zur Arbeit. Jeden Morgen, derselbe Weg, dieselben Ampeln, dieselben Kurven.

An einem Morgen blitzte es plötzlich grell auf: „Was war das?!“
Im ersten Moment dachte ich: „Das kann doch nicht sein! Ich bin bestimmt unter 50 km/h gefahren.“

Doch wenige Tage später kam der Bescheid: 30 Euro Verwarnungsgeld – 15 km/h zu schnell.

Was ich nicht bemerkt hatte:
Ein neues Verkehrsschild war aufgestellt worden. Statt 50 km/h galt nun Tempo 30.
Ich war in meiner Routine gefangen, so sehr, dass ich die Veränderung einfach übersehen hatte.

 

Was dieses kleine Erlebnis mit Gott zu tun hat?

Sehr viel.

Denn genauso, wie ich das neue Schild übersehen habe, können wir auch Gottes Reden, Wirken und Wesen übersehen. Wir denken vielleicht, wir kennen Gott schon gut – schließlich haben wir von ihm gehört, wir beten, wir lesen vielleicht sogar regelmäßig die Bibel.


Doch kennen wir ihn wirklich? So wie er wirklich ist?

Oder leben wir oft nach einem Bild von Gott, das längst erneuert, vertieft oder korrigiert werden möchte?

 

Gott ist nicht statisch – er ist lebendig!

Gott bleibt derselbe – er ist ewig, treu, gerecht und voller Liebe.
Aber unser Verständnis von ihm ist immer begrenzt.
Immer lückenhaft. Immer ausbaufähig.

Die Bibel selbst lädt uns ein, Gott ständig neu zu suchen:

„Sucht den HERRN, während er zu finden ist; ruft ihn an, während er nahe ist.“
(Jesaja 55,6)

Und Jesus ruft uns auf:

„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan.“
(Matthäus 7,7)

Das bedeutet:
Gott ist ein Gott, der entdeckt werden will.
Er offenbart sich denen, die ihn suchen – nicht einmal, sondern immer wieder neu.

 

Warum entdecken wir Gott oft nicht richtig?

  • Routine: Wir glauben, wir kennen Gott schon. Aber wir verlassen uns mehr auf unser Wissen als auf lebendige Begegnung.
  • Ablenkung: Der Lärm des Alltags übertönt die leise Stimme des Heiligen Geistes.
  • Eile: Wir nehmen uns keine Zeit, wirklich zu hören, wirklich hinzuschauen.
  • Eigene Vorstellungen: Wir formen Gott manchmal nach unseren Wünschen – und sind blind für sein wahres Wesen.

Jesus selbst kritisierte die Menschen seiner Zeit, weil sie so vieles nicht erkannten:

„Denn dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir.“
(Matthäus 15,8)

Der Heilige Geist – unser göttlicher Wegweiser

Jesus versprach uns den Heiligen Geist als Helfer, Lehrer und Wegweiser:

„Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten.“
(Johannes 16,13)

Der Heilige Geist möchte uns täglich neu leiten: Durch leise Impulse, durch Gedanken, durch Eindrücke im Herzen.

Aber sind wir bereit, ihn wirklich zu hören?

Oft überhören wir ihn, weil wir zu sehr auf unsere Pläne fixiert sind.
Oder wir ignorieren seine sanften Hinweise, weil sie unbequem erscheinen.

Was wäre passiert, wenn ich auf der Straße besser hingeschaut hätte?
Ich hätte das neue Verkehrsschild gesehen und meinen Weg angepasst.

Und genauso ist es im Glauben:
Wenn wir auf die feinen Hinweise des Heiligen Geistes achten, erkennen wir, wo Gott uns neu führen möchte.

 

Gott will uns immer wieder überraschen

Gott ist nicht langweilig.
Gott ist nicht vorhersehbar.
Gott ist überraschend, lebendig, grenzenlos in seiner Liebe und Weisheit.

Die Bibel ist voll von Beispielen:

  • Mose dachte, sein Leben sei gelaufen – da begegnete ihm Gott im brennenden Dornbusch. (2. Mose 3)
  • Saulus war überzeugt, die Christen seien seine Feinde – bis Jesus ihn auf der Straße nach Damaskus mit einem Lichtstrahl stoppte und sein Herz radikal verwandelte. (Apostelgeschichte 9)
  • Die Jünger glaubten, nach Jesu Kreuzigung sei alles vorbei – da begegnete ihnen der auferstandene Herr. (Lukas 24)

Gott liebt es, uns zu überraschen, wenn wir offen sind.

 

Praktische Schritte für deinen Alltag

Wie können wir Gott besser wahrnehmen – so wie er wirklich ist?

  1. Stille Zeiten einplanen

Nimm dir bewusst Zeit, jeden Tag still zu werden. Ohne Ablenkung. Ohne Handy. Nur du und Gott.

„Seid still und erkennt, dass ich Gott bin!“
(Psalm 46,11)

 

  1. Bibel lesen mit offenem Herzen

Nicht nur „Pflichtprogramm“ abhaken, sondern fragen:
„Herr, was möchtest du mir heute neu zeigen?“

„Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“
(Psalm 119,105)

 

  1. Auf die kleinen Hinweise achten

Vielleicht spricht Gott durch ein Lied, ein Gespräch, eine Szene am Straßenrand zu dir. Sei wachsam.

 

  1. Fragen statt Behaupten

Anstatt zu denken: „Ich weiß schon, wie Gott handelt“, frage ihn neu:
„Herr, zeige mir dein Herz!“

„Rufe mich an, so will ich dir antworten und will dir große und unfassbare Dinge zeigen, die du nicht weißt.“
(Jeremia 33,3)

 

  1. Dankbar für Veränderungen sein

Manchmal verändert sich etwas in unserem Leben, und wir verstehen nicht warum. Aber vielleicht ist genau das eine Gelegenheit, Gott auf eine neue Weise kennenzulernen.

 

Ein mutiger Blick nach vorne

Gott wartet auf dich. Er hat noch so viel mehr für dich bereit, als du dir je vorstellen kannst.

„Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.“
(1. Korinther 2,9)

Also: Lass uns nicht auf „Autopilot“ durch unseren Glauben rauschen.
Lass uns neu die Augen öffnen.
Neu hinhören.
Neu staunen.

Vielleicht zeigt Gott dir heute eine Seite von sich, die du noch nie gesehen hast.

Und vielleicht wirst du dann eines Tages sagen:
„Ich dachte, ich kenne Gott – aber jetzt kenne ich ihn wirklich viel tiefer, viel schöner, viel lebendiger.“