Emotionen können unseren Glaubensweg beeinflussen
Gefühle und Emotionen, wir alle kennen sie und erleben sie in unserem täglichen Leben. Sie beeinflussen uns, oft auf eine sehr starke und unmittelbare Weise. Unsere Freude, unsere Ängste, unser Ärger, unsere Trauer, all diese Emotionen können in einem Moment die Richtung unseres Lebens bestimmen.
Aber was passiert, wenn diese Gefühle unseren Glauben beeinflussen?
Wenn unser Vertrauen in Gott abhängig wird von der aktuellen „Gefühlslage“?
Es ist eine Herausforderung, die jeder Gläubige kennt: die Versuchung, seinen Glauben nicht an das Wort Gottes, sondern an die momentane emotionale Verfassung zu knüpfen. Heute fühle ich mich nah bei Gott, morgen könnte es anders sein. Vielleicht fühlt sich Gott heute fern an, vielleicht kämpfe ich mit Zweifeln oder Ängsten. Wie können wir inmitten dieser schwankenden Gefühle und Emotionen fest auf dem Glaubensweg bleiben?
Gefühle und Emotionen – ein zweischneidiges Schwert
Unsere Gefühle sind ein natürlicher Teil unseres Lebens. Sie können uns näher zu Gott führen, uns dazu bewegen, für andere zu beten, oder uns in Momenten der Freude und Dankbarkeit Gott näher bringen. Aber genauso können sie uns von ihm entfernen, uns in Angst, Zweifel und Resignation stürzen. Wenn wir anfangen, unser Glaubensleben nach unseren Emotionen auszurichten, dann laufen wir Gefahr, auf einem instabilen Fundament zu stehen.
„Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber der Herr sieht das Herz.“ (1. Samuel 16,7)
Dieser Vers erinnert uns daran, dass Gott über unsere momentanen Gefühle hinausblickt. Unser Herz und unser Glaube sind ihm bekannt, und er beurteilt uns nicht nach der Stärke oder Schwäche unserer Emotionen in einem bestimmten Moment. Doch wir sind als Menschen oft sehr anfällig dafür, uns von der augenblicklichen Gestimmtheit leiten zu lassen.
Die Begrenztheit der menschlichen Sicht: Der Vers zeigt uns, wie begrenzt die menschliche Wahrnehmung ist. Menschen neigen dazu, sich auf das Äußere zu konzentrieren, auf das, was sichtbar und offensichtlich ist. Wir urteilen aufgrund von Aussehen, Status, Fähigkeiten oder anderen äußeren Faktoren. Doch diese Dinge sagen nur wenig darüber aus, was wirklich im Inneren eines Menschen vor sich geht. Der Mensch sieht, was er sehen kann, aber diese äußeren Merkmale spiegeln nicht unbedingt den wahren Charakter oder die wahre Eignung einer Person wider.
Gottes tiefer Blick ins Herz: Im Gegensatz dazu sieht Gott nicht nur das Äußere, sondern er schaut auf das Herz. Dies bedeutet, dass Gott in der Lage ist, die wahren Motive, Gedanken und Absichten eines Menschen zu erkennen. Er weiß, was uns antreibt, was wir wirklich denken, was uns bewegt und was in unseren innersten Gedanken vor sich geht. Er sieht jenseits von oberflächlichen Äußerlichkeiten und erkennt die wahre Natur eines Menschen. Das Herz im biblischen Kontext steht nicht nur für die Emotionen eines Menschen, sondern auch für den Kern seiner Entscheidungen und Absichten. Es ist der Sitz der Überzeugungen und der moralischen Ausrichtung eines Menschen. Gott schaut auf unser Herz und beurteilt uns nicht nach äußeren Erfolgen oder dem, was die Gesellschaft als wichtig erachtet, sondern nach dem, was in unserem Inneren wirklich lebt.
Ein Ruf zur Authentizität: Dieser Vers erinnert uns daran, dass es bei Gott um Authentizität geht – um die Echtheit unseres Glaubens und unserer Absichten. In der Beziehung zu Gott zählt nicht der äußere Schein, sondern das wahre Herz, das sich vor ihm öffnet. Wenn wir unser Leben und unseren Glauben in Aufrichtigkeit vor Gott leben, dann erkennen wir, dass er uns nicht nach unserem äußeren Verhalten beurteilt, sondern nach der wahren Haltung unseres Herzens.
Vertrauen auf Gottes Urteil: Für uns als Gläubige ist dieser Vers eine Ermutigung, unser Vertrauen auf Gottes Urteil und Führung zu setzen. Gott kennt uns besser, als wir uns selbst kennen. Oft mögen wir uns selbst oder andere nach äußeren Maßstäben beurteilen, doch Gott sieht das Ganze und kennt die Wahrheit hinter den äußeren Erscheinungen. Wenn wir uns ihm anvertrauen, dürfen wir darauf vertrauen, dass er uns mit seinem unfehlbaren Blick führt und leitet.
Warum sind diese Gefühle gefährlich?
Emotionen sind flüchtig und können sich schnell ändern, von einer Minute auf die andere. Ich habe es selbst schon so oft erlebt. Es gab Zeiten, in denen ich zu 100 Prozent überzeugt war, von einer Idee, einem Plan oder meinem Glauben. Alles fühlte sich so sicher und klar an. Doch dann, im Laufe der Zeit, kamen Zweifel auf. Zuerst war es nur ein kleines Gefühl, dann wuchs es, und irgendwann konnte ich mir nicht mehr sicher sein. Ich war plötzlich nur noch zu 50 Prozent überzeugt. Die anfängliche Klarheit verwandelte sich in Unsicherheit. Und irgendwann, von einem Moment auf den anderen, fühlte ich mich leer und meine positiven Gefühle für diese Sache lösten sich einfach auf. Das, was zuvor so fest und unerschütterlich war, schien plötzlich nicht mehr zu existieren. Diese Gefühle waren nicht nur verwirrend, sondern auch gefährlich. Denn sie zeigten mir, wie flüchtig und unbeständig Emotionen sind. Was heute noch mit voller Überzeugung und Begeisterung begleitet wird, kann morgen schon von Zweifeln und Unsicherheit überschattet werden. Ich weiß, wie leicht es ist, von Emotionen mitgerissen zu werden. Gefühle können sich schnell ändern, von einer Minute auf die andere. Sie sind oft von äußeren Umständen oder inneren Gedanken beeinflusst und können genauso schnell verschwinden, wie sie gekommen sind.
Das Problem dabei ist, dass ich nicht mein Leben auf flüchtige Gefühle bauen kann. Wenn ich meinen Glauben, meine Entscheidungen oder meinen Weg nur auf der Basis von Emotionen ausrichte, dann baue ich auf etwas Unbeständiges. Was gestern noch richtig und klar war, kann heute schon unsicher und nebulös wirken. Und diese ständigen Schwankungen machen es mir schwer, Vertrauen in meine Entscheidungen zu haben oder langfristig standhaft zu bleiben. Die Gefahr liegt also darin, dass Emotionen uns in eine Richtung lenken können, die uns letztlich nicht zu unserem wahren Ziel führt. Wenn wir nicht lernen, unsere Gefühle zu hinterfragen und sie nicht als alleinige Wahrheit zu betrachten, können wir uns leicht in einem Strudel von Unsicherheit und Selbstzweifeln verlieren. Und genau deshalb ist es so wichtig, nicht nur unseren Emotionen zu vertrauen, sondern auch unsere Werte, unsere Überzeugungen und unseren Glauben in etwas Stabiles und Beständiges zu gründen – auf dem, was wirklich zählt und nicht auf dem, was nur gerade in unserem Herzen oder Kopf vor sich geht.
Das bedeutet, dass sie uns, wenn wir uns zu sehr auf sie verlassen, in gefährliche Gewässer führen können. Wenn wir unseren Glauben an die Launen unseres Gefühlslebens binden, dann sind wir wie ein Schiff, das vom Wind der Emotionen hin und her geworfen wird. Unsere Gefühle sind nicht immer der verlässlichste Kompass für unseren Glaubensweg.
„Verlass dich nicht auf deinen eigenen Verstand.“ (Sprüche 3,5)
Es ist verlockend, den Glauben nach der momentanen Gefühlslage auszurichten, vor allem, wenn wir in schwierigen oder herausfordernden Zeiten mit Ängsten und Zweifeln kämpfen. Aber dieser Glaube ist wie ein schiefer Turm, der jeden Augenblick ins Wanken geraten kann, je nach dem, wie der Wind der Emotionen weht.
Ein weiteres Problem ist, dass negative Emotionen wie Angst, Wut oder Trauer oft dazu führen, dass wir uns von Gott entfernen oder in eine Phase der Passivität verfallen. Wir denken, dass Gott uns in unseren dunkelsten Momenten verlassen hat, weil wir nicht das Gefühl haben, ihm nahe zu sein. Aber das ist ein Trugschluss, Gott ist in den Höhen und Tiefen unseres Lebens immer bei uns. Die Bibel sagt:
„Denn er selbst hat gesagt: ‚Ich will dich nicht verlassen und dich nicht versäumen.‘“ (Hebräer 13,5)
Die Rolle der augenblicklichen Gestimmtheit
Unsere augenblickliche Gefühlslage hat einen enormen Einfluss darauf, wie wir den Glauben erleben. Gute Tage, an denen wir uns gesegnet und fröhlich fühlen, lassen uns oft Gottes Nähe spüren und bestärken uns in unserem Glauben. An solchen Tagen ist es leicht, an Gott zu glauben und zu vertrauen. Aber an Tagen der Trauer, des Zweifels oder der Enttäuschung kann unsere Stimmung den Glauben in Frage stellen. Wir fragen uns, warum Gott nicht eingreift, warum das Leben schwer ist und warum wir uns Gott fern fühlen.
„Warum bist du so niedergeschlagen, meine Seele, und warum bist du so unruhig in mir? Hoffe auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er mein Heil und mein Gott ist.“ (Psalm 42,12)
David, der den Psalm schrieb, kannte diese Kämpfe gut. In Momenten der Verzweiflung rief er sich immer wieder zur Erinnerung, dass er auf Gott hoffen sollte, auch wenn seine Gefühle und Gedanken in eine andere Richtung gingen.
Wie können wir unseren Glauben nicht von der momentanen Gestimmtheit abhängig machen?
Es ist nicht einfach, in den Momenten, in denen uns unsere Gefühle überwältigen, den Glauben zu bewahren. Doch es gibt einige wichtige Schritte, die uns helfen können, unseren Glauben fest und stabil zu halten, unabhängig von unseren Emotionen.
Vertraue auf Gottes Wort, nicht auf deine Gefühle. Gottes Wort ist unveränderlich. Es ist die feste Grundlage, auf der wir unseren Glauben aufbauen können. Auch wenn unsere Gefühle uns in eine andere Richtung ziehen, bleibt Gottes Wahrheit konstant. „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Matthäus 24,35)
Erinnere dich an Gottes Treue. Oft hilft es, auf die Zeiten in der Vergangenheit zurückzublicken, in denen Gott uns treu durch schwierige Situationen getragen hat. „Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich.“ (Psalm 126,3) Wenn wir uns an Gottes Treue erinnern, können wir unsere Emotionen in den richtigen Kontext stellen und wissen, dass Gott auch heute bei uns ist.
Lasse dir von der Gemeinschaft helfen. In schwierigen Momenten ist es oft hilfreich, sich mit anderen Gläubigen auszutauschen und sich durch ihre Gebete und Ermutigungen stärken zu lassen. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matthäus 18,20)
Lerne, deine Gefühle zu benennen und Gott zu bringen. Es ist okay, seine Gefühle vor Gott auszudrücken. Wenn wir unsere Ängste, Sorgen und Zweifel in Gebet vor ihn bringen, dann können wir erleben, dass er uns in seiner Liebe begegnet, auch wenn unsere Gefühle uns in die Irre führen wollen.
„Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er sorgt für euch.“ (1. Petrus 5,7)
Das ist für uns wichtig!
Die momentane Gefühlslage kann den Glauben beeinflussen, aber sie muss nicht der einzige Maßstab sein, nach dem wir leben. Unser Glaube sollte nicht durch die Schwankungen unserer Emotionen bestimmt werden, sondern durch die feste Wahrheit von Gottes Wort. Wenn wir unser Vertrauen auf Gott setzen, anstatt uns von unseren momentanen Gefühlen leiten zu lassen, können wir in jeder Lebenslage feststehen, selbst in den stürmischen Zeiten. Gott bleibt unverändert, auch wenn unser Herz manchmal schwankt.
Lass uns also nicht auf die Launen unserer Emotionen hören, sondern auf das feste Wort Gottes, das uns immer wieder ermutigt, zu glauben und zu vertrauen, dass er in jeder Situation bei uns ist.