Gott, Naturgesetze und moderne Wissenschaft – wie passt das zusammen?

 

Ich habe schon früh angefangen, Fragen zu stellen. Nicht die üblichen Fragen wie „Was gibt’s zum Abendessen?“ oder „Wann sind wir da?“, sondern die großen, tiefen, manchmal unbequemen Fragen: Warum gibt es überhaupt etwas und nicht einfach nichts? Warum ist die Welt so geordnet? Gibt es einen Sinn? Und wenn ja, woher kommt er?

Diese Fragen begleiteten mich durch mein Leben. Meine Eltern sind manchmal wirklich verzweifelt. Und je mehr ich über die Welt lernte, über Biologie, Physik, Geschichte, Psychologie, desto größer wurde mein Respekt vor der unglaublichen Ordnung, die allem zugrunde liegt. Und gleichzeitig: desto intensiver wurde meine Auseinandersetzung mit dem Glauben an Gott.

Ich war als Kinder überzeugter Christ, als Messdiener und anderen Eigenschaften in der Kirche aktiv. Glaubt an Gott, fand Jesus wirklich klasse und in der Bibel las ich gerne.

Dann eines Tages kam der „Knick“ – meine Überzeugung verwandelt sich in Abkehr. Meine Meinung: Die Bibel, Gott widersprechen der Naturwissenschaft. Diese Meinung hielt auch viele Jahr an und nichts konnte mich davon abbringen!

Eines Tages las ich eine Aussage von Albert Einstein: "Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft blind."

Was dachte sich Einstein dabei?

Einstein meint hier nicht „Religion“ im Sinne eines bestimmten Dogmas oder einer bestimmten Konfession, sondern eher im Sinne einer inneren Haltung: Ehrfurcht, Staunen, Sinnsuche, moralische Verantwortung, all das ist für ihn Teil dessen, was Religion ausmacht. Einstein war überzeugt: Wahrer Glaube muss offen sein für Erkenntnis, Vernunft und Fragen. Er darf sich nicht verschließen vor dem, was über Beobachtung und Forschung klar geworden ist. Einstein selbst glaubte überhaupt nicht an einen persönlichen Gott im biblischen Sinne, aber er sprach oft von einer tiefen Ehrfurcht vor der Ordnung des Universums, die er „kosmische Religiosität“ nannte. Für ihn war die Suche nach Wahrheit – ob in der Physik oder im Glauben – eine zutiefst spirituelle Aufgabe.

Wenn ich über Naturgesetze nachdenke, erfüllt mich das definitiv mit Ehrfurcht. Da gibt es feste Zusammenhänge, die überall gelten. Die Schwerkraft zieht uns halt nach unten, chemische Reaktionen laufen nun mal nach festgelegten Regeln ab, und elektrische Ströme lassen sich sehr präzise berechnen. Könnte es nicht doch so sein, dacht ich mir, dass diese Ordnung kein Zufall ist, sondern ein Hinweis? Also, ein Hinweis auf eine größere Ordnung, die unsere Welt nicht nur erschaffen, sondern auch noch durchdacht hat.

Es ist halt so, das habe ich sehr häufig erlebt, schon in meiner Kindheit, dass der Glaube belächelt wird. Und heute passiert es noch häufiger als früher, als könnte man sagen: „Jetzt, wo wir so viel wissen, brauchen wir Gott nicht mehr.“ Aber diese Sichtweise greift meiner Meinung nach viel zu kurz.

Denn, die Naturwissenschaft beschäftigt sich mit dem „WIE“, also wie etwas entstanden ist, wie es funktioniert, wie es sich verändert. Und darin ist sie wirklich so richtig erfolgreich. Aber die Frage nach dem „WARUM“, also nach Sinn, Zweck, Bedeutung, dass ist nicht der Job der Wissenschaften.

 

Stellen wir uns doch mal folgende Frage:

Warum empfinden wir Schönheit, Trost oder Staunen, wenn wir Natur erleben?

 Diese Frage führt uns doch über das rein Messbare, also die Wissenschaft hinaus. Vielmehr sind wir jetzt im Bereich des Glaubens angekommen.

 

Was glaube ich nicht?

Ich glaube nicht an einen Gott, der Blitze schleudert, wenn er zornig ist. Ich glaube auch nicht, dass die Welt in sechs Kalendertagen wie bei einem Bauprojekt entstanden ist.

Vielmehr glaube ich, dass die Bibel Wahrheiten über den Menschen und die Schöpfung erzählt, die tiefer gehen als das, was man wiegen, zählen oder messen kann.

Die Schöpfungserzählung ist für mich nicht als eine naturwissenschaftliche Abhandlung zu verstehen, sondern eher ein poetischer und sehr kraftvoller Ausdruck dafür, dass die Welt nicht sinnlos ist, sondern gewollt ist.

Hier verbinden sich der Glaube und die Wissenschaft, den beide versuchen, die Welt zu verstehen und zu erklären, ja, auf sehr, sehr unterschiedliche Weise und vor allem auch mit unterschiedlichen Methoden. Die Wissenschaft misst und beschreibt. Der Glaube deutet und fragt nach dem Grund.

Total spannend, denn je mehr ich mich mit dieser Thematik befasst, umso mehr komme ich ins Staunen. Und, es erinnert mich daran, dass der Mensch nicht nur Verstand ist, sondern auch Herz, Gewissen, Seele.

Inzwischen können wir super erklären, zum Beispiel wie Nervenzellen funktionieren. Aber was ist mit der Frage: Was macht ein Mensch mit einem gebrochenen Herzen?

Ja, das stimmt, der Glaube antwortet nicht immer mit Fakten, jedoch schenkt er mir eine Perspektive, in der das Leben einen Sinn hat. In der Leid nicht das letzte Wort hat. In der Vergebung, Liebe und Hoffnung keine Hirngespinste sind, sondern tragfähige Wirklichkeit.

Im Ergebnis habe ich mich keinesfalls gegen die Wissenschaften und deren Erkenntnisse entschieden. Aber, ich habe mich definitiv auch nicht gegen den Glauben entschieden.

Denn, ich habe gelernt, dass ich mich nicht entscheiden muss, und zwar nicht zwischen Gott und Wissenschaft, zwischen Bibel und Naturgesetzen. Ich darf beides nebeneinander anerkennen und vor allem ernst nehmen.

Auch ist die Bibel für mich kein veraltetes Buch, sondern vielmehr eine Einladung, das Leben tiefer zu verstehen.

Am Ende bleiben sich viele Fragen offen und das ist gut so.

Denn nicht alle Fragen verlangen sofort eine Antwort. Manche laden uns ein, tiefer zu schauen. Und wer weiß? Vielleicht führt uns gerade das ehrliche Fragen immer wieder neu zu dem Punkt, an dem sich beides berührt: der Verstand und der Glaube.