Egoismus
Wenn das „Ich“ zu groß wird
Wir leben in einer Welt, die das „Ich“ in den Mittelpunkt stellt. „Sei du selbst“, „Verwirkliche dich“, „Hol dir, was dir zusteht“ – das sind die Parolen unserer Zeit. Und doch erleben wir immer mehr Einsamkeit, Beziehungsabbrüche und soziale Kälte. Der Preis des Egoismus ist hoch – für uns selbst und für andere. Ich habe oft den Eindruck, dass wir in einer Welt leen, die das ‚Ich‘ in den Mittelpunkt stellt.
Wie geht es dir damit?
Häufig werden von klein auf mit Botschaften geprägt wie: „Du musst an dich selbst denken!“; „Mach dein Ding.“; „Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben.“ oder „Glaub an dich, und du kannst alles schaffen.“
Ja, klar, diese Aussagen klingen motivierend und sie haben auch ihre Berechtigung. Es ist wichtig, dass ein Mensch lernt, gut mit sich selbst umzugehen, körperlich, emotional, geistlich. Wer sich selbst ständig vernachlässigt oder aufopfert, bis nichts mehr übrig bleibt, wird krank – und kann auch anderen nicht wirklich helfen.
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Markus 12,31)
→ Das setzt eine gesunde Selbstliebe voraus!
Wie oft aber lesen wir in Werbung oder Social Media solche Sätze:
„Sei du selbst“, „Verwirkliche dich“, „Hol dir, was dir zusteht“ – das sind doch die Parolen unserer Zeit.
Die Idee: Wenn du nur genug auf dich selbst schaust, dich selbst optimierst und deine Träume verfolgst, wirst du glücklich.
Aber: Wenn das „Ich“ zur höchsten Instanz wird, wenn nur noch meine Wünsche, meine Meinung, meine Freiheit, meine Gefühle immer an erster Stelle stehen, dann wird es gefährlich. Wer sich nur selbst verwirklicht, verliert oft den Blick für andere. Wer ständig „sein Recht“ einfordert, verliert irgendwann die Fähigkeit zur Vergebung, Geduld und Demut. Wer nur auf die eigene Stimme hört, wird taub für die Not und das Herz des Nächsten.
Aber was sagt die Bibel dazu? Und was zeigt uns das Leben über den zerstörerischen Einfluss von Egoismus und Rücksichtslosigkeit?
Die Wurzel des Egoismus
„Aus dem Herzen kommen böse Gedanken […] Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Aussagen, Lästerungen.“
– Matthäus 15,19
Egoismus beginnt nicht im Verhalten, sondern im Herzen. Es ist die Haltung, die sagt: „Ich bin wichtiger als du.“ Und daraus fließen alle Arten von Rücksichtslosigkeit, in der Familie, im Straßenverkehr, im Beruf, sogar in Gemeinden. Egoismus ist oft leise. Er tarnt sich als Selbstschutz, als „Selbstverwirklichung“, doch am Ende führt er zur Isolation.
Kain und Abel
„Bin ich der Hüter meines Bruders?“ – 1. Mose 4,9
Diese Frage Kains ist eine der egoistischsten Aussagen der Bibel. Sie offenbart ein Herz, das nicht sehen will, nicht hören will, nicht lieben will. Es geht nur noch um das eigene verletzte Ego und das endet im Tod.
Wer nicht lernt, Verantwortung für den Nächsten zu übernehmen, wird letztlich zum Täter, selbst wenn er glaubt, nur „für sich selbst zu leben“.
Jesus: das radikale Gegenmodell
„Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen.“ – Markus 10,45
Jesus, der Sohn Gottes, der alles hatte, lebte ohne Egoismus. Er diente, heilte, gab, bis hin zur völligen Selbsthingabe am Kreuz. Seine Haltung war:
„Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“ – Lukas 22,42
Das ist göttliche Selbstlosigkeit. Nicht Selbstverleugnung aus Angst, sondern aus Liebe. Ein Leben für andere – und darin ein Leben voller Sinn.
Egoismus zerstört Gemeinschaft
„Tut nichts aus Selbstsucht oder eitler Ruhmsucht, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst.“ – Philipper 2,3
Egoismus macht blind. Rücksichtslosigkeit zerstört Freundschaften, Familien, Arbeitsbeziehungen, Kirchen. Wenn jeder nur an sich denkt, bleibt niemand übrig, der wirklich liebt.
In einer Ehe, wo einer nur nimmt und nie gibt, stirbt die Liebe. In einem Team, wo jeder nur seinen Vorteil sucht, bricht das Vertrauen.
Ego macht einsam
Menschen, die nur sich selbst priorisieren, sind langfristig unglücklicher. Egoismus führt zu emotionaler Leere, weil Beziehungen oberflächlich bleiben oder zerbrechen.
„Wer sein Leben festhalten will, wird es verlieren; wer es aber um meinetwillen verliert, der wird es finden.“ – Matthäus 16,25
Wer nur für sich lebt, verliert sich. Wer gibt, gewinnt.
Rücksicht ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke
„Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ – Galater 6,2
Rücksicht ist keine Aufgabe für „Schwächlinge“, sondern ein Ausdruck innerer Stärke. Wer sein Ego im Zaum hat, kann anderen helfen, ohne sich selbst zu verlieren.
Hör auf, immer recht haben zu wollen. Höre zu. Versetze dich in den anderen hinein. Die Welt braucht keine lauteren Ichs, sondern größere Herzen.
Der Heilige Geist
„Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ – Galater 5,22-23
Diese Eigenschaften sind das Gegenteil von Egoismus. Sie entstehen nicht durch „mehr Anstrengung“, sondern durch die Gegenwart Gottes in deinem Leben. Der Heilige Geist transformiert dein Herz, vom Ich-zentrierten Menschen zum dienenden, liebenden Menschen.
Der Weg aus dem Egoismus
Egoismus und Rücksichtslosigkeit sind wie Gifte – sie zerstören Beziehungen, Gemeinschaft und letztlich uns selbst. Doch Jesus zeigt uns einen anderen Weg:
- Liebe statt Anspruch
- Dienen statt Herrschen
- Geben statt Nehmen
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben […] und deinen Nächsten wie dich selbst.“
– Matthäus 22,37-39

5 Reflexionsfragen für deinen Alltag
- Wann war ich das letzte Mal rücksichtslos – und wie hätte ich anders handeln können?
- Wo zeigt sich Egoismus in meinem Denken oder Verhalten?
- Wie kann ich heute jemandem praktisch dienen?
- Was passiert mit meinen Beziehungen, wenn ich nur an mich denke?
- Welchen Schritt in Richtung echter Liebe kann ich diese Woche gehen?